Vor vier Jahren hat die Unwetterkatastrophe die Stadt Rheinbach und die Region schwer getroffen. Auch in Rheinbach haben damals Menschen ihr Leben verloren. Immense Schäden an der städtischen Infrastruktur, im privaten Bereich und im städtischen Leben waren die Folgen.
Zusammen mit dem Verwaltungsvorstand und Vertretenden der Rheinbacher Ratsfraktionen hat Bürgermeister Ludger Banken heute Vormittag an der Gedenkstele auf der Grünfläche an der Ecke Stadtpark/Neugartenstraße innegehalten und ein Gesteck niedergelegt.
Trotz aller Betroffenheit und schmerzlichen Erinnerungen, die in der Stadtgemeinschaft ihren Platz behalten, geht auch in diesen Tagen der Blick nach vorn.
Fortschritte beim Wiederaufbau
In Sachen Wiederaufbau konnten in dem zurückliegenden Jahr weitere Fortschritte erzielt werden, sowohl aus städtischer Sicht als auch in anderen Bereichen.
Die Sanierung im Rathaus ist abgeschlossen. Das in erster Linie komplett betroffene Kellergeschoss ist seit wenigen Monaten wieder vollständig hergestellt und nutzbar. Neben dem Archiv befinden sich dort jetzt neue Besprechungsräume, ein Sozialraum sowie Sanitäranlagen für Mitarbeitende und Gäste inkl. barrierefreiem Zugang und Wickelmöglichkeit.
Das Dienstgebäude des Betriebshofs in der Aachener Straße wurde durch die Flutkatastrophe ebenfalls stark beschädigt und wird aktuell kernsaniert. Seit Herbst 2024 laufen hier die Bauarbeiten, die bis Frühjahr 2026 abgeschlossen sein sollen.
Für den Neubau der Katholischen Grundschule und der geplanten Mehrzweckhalle in Flerzheim geht die Baurechtschaffung in Form eines Bebauungsplans und einer Änderung des Flächennutzungsplans auf die Zielgerade. Der Bebauungsplan und die Änderung zum Flächennutzungsplan werden zum Ende der Sommerferien offengelegt, mit dem Ziel die beiden baurechtlichen Grundlagen im Anschluss beschließen zu können. Parallel werden Planungsarbeiten vorbereitet und beauftragt.
Im Sommer letzten Jahres wurde die Fahrbahn der Hommelsheimstraße in Flerzheim saniert und ein neuer Asphaltbelag aufgetragen. Die Fußgängerbrücke vom Holunderweg auf die Schützenstraße wurde im Dezember letzten Jahres fertiggestellt. Die umfangreiche Sanierung der Stützwand am Gräbbachweg wurde im April beendet. Das Geländer wird in diesen Tagen aufgestellt.
Eine kurze Bilanz in Zahlen:
Der ursprüngliche Wiederaufbauplan hat mit 93 Einzelmaßnahmen ein Volumen von rund 39 Millionen Euro. Mittlerweile hat sich die Anzahl an Wiederaufbaumaßnahmen auf 98 erhöht. Davon sind 13 Wiederaufbaumaßnahmen vollständig umgesetzt und abgerechnet. 85 weitere Maßnahmen befinden sich in unterschiedlichen Realisierungsphasen. 27 Maßnahmen weisen signifikante Änderungen mit erheblichen Kostensteigerungen von über 20% aus. Die zusätzlichen Kosten durch Kostenänderungen sowie neu erfasste Maßnahmen betragen mehr als 18 Millionen Euro, wodurch sich die Kosten im städtischen Wiederaufbauplan aktuell auf über 57 Millionen Euro summieren. Basierend auf neu gewonnenen Erkenntnissen wird in diesem Sommer ein aktualisierter Änderungsantrag gestellt, um die entsprechend notwendigen Fördermittel für diese wichtigen Wiederaufbaumaßnahmen von Bund und Land zu erhalten.
Auch außerhalb der städtischen Infrastruktur sind im Stadtbild Ergebnisse beim Wiederaufbau sichtbar. Die Schützen der Schützenbrüderschaft St. Sebastianus und St. Hubertus haben ihre Schützenhalle frisch saniert, in unzähligen eigenen Arbeitsstunden und mit Hilfe von Unternehmen aus Rheinbach und der Region. Der Ortsausschuss von Flerzheim konnte dank der großzügigen Unterstützung der Johanniter-Hochwasserhilfe und der Malteser eine Leichtbauhalle auf dem Dorfplatz in Betrieb nehmen, die bis zur Fertigstellung der neuen Mehrzweckhalle als Ort für Feste und das Vereinsleben dient. Und auch das Dienstgebäude der Polizeiwache in der Grabenstraße ist nach einer Kernsanierung Ende April wieder am etablierten Standort zu finden.
Maßnahmen zum Hochwasser- und Starkregenschutz
Den Hochwasserschutz zu optimieren und große Schäden durch Überschwemmungen bei möglichen Starkregenereignissen zu vermeiden, hat seit dem Unwetterereignis in 2021 oberste Priorität in der Stadtverwaltung.
Die Stadt Rheinbach verfolgt dabei einen ganzheitlichen Ansatz, der technische, naturnahe und vorsorgende Maßnahmen miteinander verbindet und räumliche Zusammenhänge berücksichtigt. Gebündelt werden die Maßnahmen im kommunalen Hochwasserschutzkonzept der Stadt Rheinbach, das seit zwei Jahren mit Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger erarbeitet wird. Allein in diesem Jahr haben rund 200 Personen an den sechs Workshops im Rahmen der kommunalen Hochwasserschutzkooperation teilgenommen. Nach Bewertung der Rückmeldungen aus den Workshops und der Schadenspotentiale soll das Gesamtkonzept bis Ende dieses Jahres vom Rheinbacher Stadtrat beschlossen werden.
Auf kommunaler Ebene ist auch hier etliches erreicht worden. Bauliche Maßnahmen wie Rampen, Einläufe, Hochleistungsrinnen oder Rechen sorgen dafür, dass große Wassermengen gezielt aufgenommen und abgeleitet werden bzw. halten Staumaterial zurück. Hierzu sind weitere Maßnahmen u.a. in Wormersdorf noch in 2025 geplant. Ein weiterer Baustein sind naturnahe Lösungen wie Retentionsflächen oder Renaturierungsmaßnahmen. Hier sind Projekte in der Kernstadt, Wormersdorf und Loch in konkreter Planung und Umsetzung. Auch technische Schutzsysteme tragen dazu bei, um bei zukünftigen Unwetterereignissen besser gewappnet zu sein. So wurden weitere mobile Hochwasserschutzelemente angeschafft und für Flerzheim die Beschaffung von drei Hochleistungspumpen beauftragt, mit geplanter Lieferung im ersten Quartal 2026. Für Ramershoven ist die Errichtung eines Hochwassertores zur Abschottung vor übertretenden Wasser aus dem Eulenbach noch in 2025 vorgesehen.
Einen Gesamtüberblick über alle bislang umgesetzten Maßnahmen sowie über konkrete Planungsvorhaben bietet die städtische Website unter
www.rheinbach.de/kommunaler-schutz.
Auch auf interkommunaler Ebene werden verschiedene Maßnahmen geprüft, geplant und umgesetzt. So wurde z.B. Anfang dieses Jahres ein Messstellennetz an Brücken- und Durchlassbauwerken im Einzugsgebiet der Swist mit 25 Sensoren eingerichtet, um frühzeitig Hochwassergefahren zu erkennen und Maßnahmen einleiten zu können. Um den Hochwasserschutz an der Swist deutlich zu verbessern, prüft der Erftverband im Rahmen der kommunalen Hochwasserschutzkooperation die Machbarkeit für ein großes Rückhaltebecken oberhalb von Flerzheim. Dadurch sollen Flerzheim und weitere, davon unterhalb liegende Orte geschützt werden.