Nur gucken – nicht anfassen: Wildtier-Nachwuchs in Ruhe lassen!

Es ist sicher gut gemeint: man entdeckt beim Spaziergang niedliche, vermeintlich allein gelassene Tierbabys und will helfen. In den meisten Fällen ist dies nicht nur unnötig, sondern für die Jungtiere sehr gefährlich. Darauf macht das Veterinäramt des Rhein-Sieg-Kreises aufmerksam.

Rehkitze werden im Mai und Juni geboren. Ihre Mütter legen sie auf Feldern und Wiesen im Schutz hohen Grases ab und halten sich selber von den Kitzen fern, da sie ihr „Junges“ nicht in Gefahr bringen wollen.

Wenn Spaziergängerinnen und Spaziergänger also ein junges Wildtier alleine liegend auffinden, ist es in der Regel zunächst normal. Die Mütter kommen nur zum Säugen oder Säubern ihres Nachwuchses zurück. Rehe verfügen über einen ausgeprägten Geruchssinn. Die neugeborenen Tiere haben nur einen sehr geringen Eigengeruch, um vor Feinden geschützt zu sein. Werden sie von Menschen berührt, nehmen sie deren Geruch an. Dieser „Menschengeruch“ führt dazu, dass die Jungtiere von den Müttern nicht mehr genährt werden. Gleiches gilt beispielsweise für Feldhasen.

Allein gelassene Jungtiere bleiben oft an den Boden gedrückt liegen, bis die Eltern zurückkehren. Junge, oft auch schon befiederte Vögel wiederum geben ihren Eltern ihre Position durch lautstarkes Rufen kund. Auch diese Tiere brauchen trotz vermeintlicher „Hilfeschreie“ keine Unterstützung.

Eine Ausnahme gibt es aber: frisch aus dem Ei geschlüpfte Vögel. Die Nestlinge, die noch unbefiedert sind, sollten in das Nest zurückgelegt werden. Das gilt nicht, wenn es sich zum Beispiel um einen Mauersegler oder Wanderfalken handelt. Deren Nester sind teilweise einfach zu hoch und für Menschen nicht zu erreichen.
Die befiederten Ästlinge hingegen brauchen keine Unterstützung. Sie geben ihren Eltern ihre Position mit einem Ruf kund, so dass diese sich um ihren Nachwuchs, wie in der Natur vorgesehen, kümmern werden.

Gerechtfertigt ist Hilfe für junge Wildtiere mit Verletzungen. Aber auch dann sollte man wohlüberlegt handeln und sich fachkundigen Rat holen. Tipps zum richtigen Verhalten gibt es beim Veterinäramt, beim nächstgelegenen Tierarzt, dem Jagdpächter oder beim Forstamt. 

Wer den Wildnachwuchs aus falsch verstandener Tierliebe mitnimmt, bringt ihn auf diese Weise möglicherweise in Lebensgefahr. Auf jeden Fall setzt man die Tiere großem Stress aus.