Historische Informationen zum Waldschwimmbad

Der Erste Weltkrieg und die ersten Jahre der Weimarer Republik waren von Mangelwirtschaft geprägt, so dass der Fremdenverkehr in dieser Zeit praktisch zum Erliegen kam. Erst Mitte der 1920er Jahre sind für Rheinbach wieder Notizen zum Fremdenverkehr zu finden. Vermehrt wird die Stadt nun das Ziel von Betriebsausflügen.

  • Eröffnung: 11.9.1927
  • Schließung: 05.09.1982, weil am Hallenbad ein neues Freibad errichtet wurde, das ab 1983 seinen Betrieb aufnahm.
  • Danach wurde das Umkleide- und Betriebsgebäude zum Clubheim des Rheinbacher Turnvereins. Das Becken selbst wurde Biotop:

Das Waldschwimmbad

Der Erste Weltkrieg und die ersten Jahre der Weimarer Republik waren von Mangelwirtschaft geprägt, so dass der Fremdenverkehr in dieser Zeit praktisch zum Erliegen kam. Erst Mitte der 1920er Jahre sind für Rheinbach wieder Notizen zum Fremdenverkehr zu finden. Vermehrt wird die Stadt nun das Ziel von Betriebsausflügen.

Nicht nur zum Nutzen der Rheinbacher Bürger und Bürgerinnen, sondern auch zur Stärkung des Fremdenverkehrs setzte der Stadtrat das Thema „Errichtung eines Freibades“ auf seine Tagesordnung. Bereits in der ersten Hälfte der 1920er Jahre hatte der Eifelverein darauf gedrängt. Bis dahin musste der Forstweiher als etwas improvisierte Badegelegenheit dienen. Dann, im Jahre 1927, war es soweit: In den Gräbbachanlagen, dem heutigen Stadtpark, wurde im Rahmen eines Arbeitslosenbeschaffungsprogramms ein für die damalige Zeit modernes Schwimmbad errichtet. 112 m lang und 20 m breit war das kurvenförmige Betonbecken. 30 Auskleidehäuschen standen für die Schwimmer bereit. Schon bei der Eröffnung brachte man zum Ausdruck, dass hierdurch auch der Tourismus gefördert werden sollte. Die Deutsche Reichszeitung schrieb dazu: Die Anlage wird sicherlich dazu beitragen, den bisher schon recht regen Fremdenverkehr noch weiter zu heben.

Waldschwimmbad Um 1930
Waldschwimmbad um 1930
In den ersten Jahren bekamen badewillige Männer und Frauen getrennte Schwimmzeiten zugewiesen. Beispielsweise war im Jahre 1928 die Nutzung des Bades dienstags- und freitagsmorgens von 7 bis 13 Uhr und mittwochsnachmittags von 14 bis 20 Uhr nur den Frauen vorbehalten.

Interessant im Hinblick auf den Fremdenverkehr ist ein Zeitungsbericht über eine Stadtratssitzung vom August 1933:

Seitens verschiedener Kurgäste war die Errichtung eines Familienbades gewünscht worden. Der Antrag verfiel gegen 2 Stimmen der Ablehnung mit der Begründung, daß das Bassin für ein Familienbad zu klein sei und außerdem wohl kaum zur Hebung von Sitte und Moral beitragen dürfe. Diese Ablehnung entspricht durchaus der Meinung der Einwohnerschaft von Rheinbach.

Obwohl man mit diesem Beschluss nicht im Sinne der „Sommerfrischler“ handelte, blieb das Waldschwimmbad ein nicht unwichtiger Teil der der touristischen Vermarktung der Stadt, wie folgendes Zitat aus einer 1938 erschienenen Ausgabe der Mittelrheinischen Landeszeitung zeigt:

Waldschwimmbad2
Waldschwimmbad 1982
Die Rheinbacher Badeanstalt, herrlich im Wald gelegen, bietet augenblicklich den größten Anziehungspunkt für alle Erholungssuchenden. Der Rückweg durch die würzige Waldluft bedeutet nach dem erfrischenden Bad und einem ausreichenden Schwimmen sicherlich eine besonders schöne Zugabe.

Im Jahre 1982 wurde ein neues Freibad am Hallenbad im Südosten der Stadt eröffnet und das idyllische Waldschwimmbad musste zum Leidwesen vieler Rheinbacher und Rheinbacherinnen geschlossen werden.

Text: Aus dem im Jahrbuch des Rhein-Sieg-Kreises 2022 von Dietmar Pertz

Fotos: Stadt Rheinbach